Geschichtliches / von der Vergangenheit...

 

Bemerkung eines alten Meisters:

Um alle Bewegungen rasch beobachten und beurteilen zu können, sieht man den Gegner, wie es auch gleichzeitig die Manneswürde erfordert, nach dem Gesichte, da man in diesem Falle seinen ganzen Körper, sowie die bewaffnete Hand übersehen kann.

G. Hergsell im Jahre 1881
 

 

Entwicklung des Sportfechtens

Fechten ist, neben Faust- und Ringkampf, eine der ältesten Zweikampfarten und lässt sich bis ins 3. Jahrhundert zurückverfolgen. Ständig war Fechten Hauptbestandteil der militärischen Ausbildung und wichtigstes Mittel der körperlichen Ertüchtigung. Die charakteristischen Waffen waren bis zum 16. Jahrhundert schwere Rüstung, Schild und das panzerbrechende Schwert. Nach Erfindung des Schießpulvers im 14. Jahrhundert, verfeinerte sich das Fechten, weil statt der Rüstung und Schild handlichere Waffen gebräuchlicher wurden - Florett, Degen, Säbel. Der Gebrauch setzte sich nach einheitlichen Methoden erst im 15. Jahrhundert durch, als Lehrbücher gedruckt werden konnten. Das erste gedruckte Werk der umfangreichen Literatur erschien im Jahre 1516 von PAUERNFEINDT.

 


 

Vom Schwert zum Degen    

Der Übergang vollzog sich im 16. Jahrhundert. Der Fechtmeister C. AGRIPPA aus Mailand sagte sich in seinem in Rom 1553 erscheinenden Werk "Abhandlungen über die Waffenwissenschaft" von der Vorherrschaft des Hiebens zu Gunsten des Stoßens-Treffen ohne getroffen zu werden los. Seine neue Ordnung der Faust-und Klingenlage bildet das Gerüst des noch heute gültigen Fechtsystems. Das italienische Degenfechten, zunächst noch auf Stoß und Hieb, auch unter Verwendung von Mantel und Dolch, später nur auf Stoß beruhend, behauptete seine Überlegenheit in den europäischen Ländern bis Ende des 17. Jahrhundert.

 


 

Florettfechten 

In Frankreich entwickelte sich im 17. Jahrhundert aus dem Degen das Florett. C. BESNARDMACHTE durch sein 1653 erschienenes Werk "Theorie und Anwendung des Degens" oder das Florett, das Florettfechten überhaupt bekannt. Das bedeutete zugleich die Blütezeit der französischen Fechtschule. Die Lederfechtmaske und ihre Vervollkommnung zur Drahtgittermaske im 17. und 18. Jahrhundert nahmen dem Fechtkampf mit den Stoßwaffen jede Gefährlichkeit. Nach der politischen Einigung Italiens im 19. Jahrhundert erlebte die italienische erneut einen raschen Aufstieg. Der Fechtmeister M. Parise aus Neapel schuf ein einheitliches System, das von den nord- und süditalienischen Fechtschulen nach langjährigem Meinungsstreit anerkannt wurde. Ab 1884 war Parise Leiter der neu gegründeten SCUOLA MAGISTRALE DI SCHERMA. Schüler dieser zentralen Fechtschule lehrten alsbald auch außerhalb Italiens. GAZZERA, SCHIAVONNI, TAGLIABO lehrten in Deutschland, BARBASETTI in Österreich. SANTELLI schulte in Ungarn und NEDO NADI in den USA.

 


 

Fechtsport in Deutschland

Vom 14. bis Ende des 17. Jahrhundert war das Fechten von großer Bedeutung für das Bürgertum der Städte, Berufsfechtmeister, Unterrichtenden, den Aristokraten, Akademikern und den Mitgliedern der Zünfte, nach einheitlichen Methoden im Gebrauch der damals üblichen Hieb und Stoßwaffen. Dies waren der Biderhänder, das Fechtmesser, der Dolch, die Hellebarde der Säbel, der Degen, das Florett und vieles andere. Neben den Handwerkern gab es die über ganz Deutschland verbreiteten Fechterzünfte der Marxbrüder und Federfechter.

http://www.youtube.com/watch?v=1yAXbmUlnHE 
(Der Link wird in einem neuen Fenster geöffnet)

Nach dem 30jährigen Krieg war das Fechten fast ausschließlich ein Vorrecht des Adels und der Studenten. Die französische Fechtschule verdrängte die Italienische und behauptete ihren Vorrang bis Ende des 19. Jahrhundert. Erwähnenswert ist das Wirken der Fechtmeisterfamilien KREUSSLER, deren Mitglieder von 1597 bis 1819 in Jena, Leipzig, Wittenberg, und Gießen als Universitätsfechtmeister tätig waren. Als sich Anfang des 19. Jahrhundert die studentischen Raufhändel mit tödlichem Ausgang häuften, verboten die Behörden den Gebrauch des Degens bei Zweikämpfen. Als Ersatz entwickelt sich das Schlägerfechten der schlagenden Verbindungen. Nach Aufhebung der Turnsperre übernahmen auch die Turner unter JAHN und FRIESEN das Stoßfechten. Versuche das Fechten nach der Revolution von 1848 auf diese Weise neu zu beleben, führten zur Gründung der bürgerlichen Fechtclubs in Hannover 1862, Offenbach 1863, Frankfurt a.M. und Köln 1865. Das moderne Fechten breitete sich aber erst ab 1890 durch die neue italienische Fechtschule aus. Der Deutsche Fechter-Bund wurde erstmals 1897 in Berlin gegründet, der sich trotz seiner 1282 Mitgliedern 1901 wieder auflöste und am 17.12.1911 in Frankfurt erneut, und dieses Mal von Dauer behauptete. 1913 wurden die ersten Deutschen Meisterschaften ausgetragen, (Offenbach) und 1914 in Hamburg. Der 1. Weltkrieg erzwang dann eine große blutige Pause, erst 1920 wurde die Meisterschaftsserie fortgeführt. Der junge Deutsche Fechterbund konnte sich international gut behaupten, so wurde 1906, auf der Zwischenolympiade in Athen, Gustav CAMIR, ein Onkel des Meisters Erwin, CASMIR im Säbel auf drei Treffer Olympiasieger und die deutsche Mannschaft im Säbel auf 1 Treffer Goldmedaillengewinner.

Nachdem 1913 der Internationale Fechtverband, die FIE, gegründet worden war, wurde 1914 erstmals ein einheitliches Reglement festgelegt. Die Olympischen Spiele von Antwerpen 1920 und Paris 1924 sahen die deutschen Fechter nur als Zuschauer. Auf olympischen Spielen in Amsterdam 1928 kam es dann zu großen Erfolgen. Das moderne Sportfechten ist nüchtern ausgedrückt eine Anhäufung von Bein- und Armbewegungen, die den Zweck haben, den Gegner unter Beachtung der Regeln auf der gültigen Trefffläche zu treffen. Grundsatz ist treffen ohne getroffen zu werden. Ziel ist der symbolische Sieg über den Partner.
Das Klingenspiel selbst ist ein Gespräch zwischen Fechthochgebildeten. Wahrung der Form ist oberstes Gebot. Anraunzen, anbrüllen, flegeln oder brutales Schlägern ist streng verpönt. Wenn der eine die Initiative ergriffen hat und das Gespräch mit der Klinge eröffnet hat, muss der andere zunächst "zuhören"(Parieren). Es ist unhöflich, dem anderen ins "Wort" zu fallen, d.h. in den Angriff hineinzustoßen. Nur wenn der "Sprechende" den Faden verliert, stottert, oder sich selbst unterbricht, darf der "Angesprochene dazwischenreden", sonst versündigt er sich gegen die Konventionen. Hat der Angriff getroffen, so hat der Getroffene zu schweigen, also die Waffe zu senken. Ist jedoch der Angriff pariert, so kommt die wohlgesetzte Antwort (Riposte), die der Andere wieder zu parieren hat, ohne zu unterbrechen oder dazwischen zu stoßen. So geht das Klingengespräch hin und her, gelassen oder hitzig, je nach Temperament des Partners, bis der Fall geklärt, das Gefecht also entschieden ist.
 

 

Weiter zu: "... in die Gegenwart"